Migration aus Sicht von Kindern und Jugendlichen.
Die Arbeitsmigration ist seit 1989 eines der wichtigsten politischen und wirtschaftlichen Phänomene in Rumänien, mit vielfältigen Konsequenzen auf der Ebene des Zerfalls der Familie, der Rekonstruktion subjektiver Anpassungs- und Entwurzelungswege. Die Migrationskarte zeichnet die persönlichen Wege von Millionen von Menschen nach, die nach einem Ort suchen, an dem sie nicht nur überleben, sondern sich eine menschenwürdige Existenz aufbauen können. Das Projekt „365 Tage in Deutschland“ legt subjektiv und politisch den Fokus auf eine von der Gesellschaft marginalisierte und teils mit negativen Ressentiments konfrontierten Gruppe in Europa. Obwohl zwischen Deutschland und Rumänien im Laufe der Geschichte eine starke Verbindung existiert hat – wenn man z.B. an die Deutsche Minderheit in Rumänien denkt und an die Auswanderung der Rumänen nach Deutschland – haben die Rumänen in Westeuropa heutzutage meist einen negativ besetzten Ruf und werden mit negativen Ressentiments konfrontiert. Ziel des Projekts ist es, anhand der Analyse der kulturellen Route Rumänien-Deutschland generell auf die Auswirkungen des Phänomens Migration unter Jugendlichen aufmerksam zu machen und zwar sowohl bei denjenigen, die in eine andere Kultur ziehen, als auch bei denjenigen, die sie willkommen heißen. Das Projekt wird am 28. Mai als Website unter www.365-Tage-in-Deutschland.de gestartet und enthält eine Theaterstück von Radu Apostol und Mihaela Michailov sowie eine Reihe von Interviews mit Kindern und junge Menschen zum Thema Migration aus ihrer Sicht in dem Videoschnitt von Andrei Bârză.
„365 Tage in Deutschland” ist ein Projekt, in dem rumänisch-deutsche Künstler*innen mit Mitteln des Theaters und der Foto- und Videokunst in biografischer Form Themen wie Freundschaft, Empathie und Entfremdung aus Sichtweise der Migrant*innen nachgehen, um
ein Kaleidoskop des Migrant*innen-Status in der Stadt Berlin darzustellen. Am Projekt arbeiten berliner Kulturschaffende und Künstler*innen aus Rumänien gemeinsam mit rumänischen Communities aus Berlin, einer 8. Klasse der Hector-Peterson-Schule in Kreuzberg und dem Rumänischen Kulturinstitut. Durch die Comment-Funkion am Ende der Webseite unterstützt das Projekt die Beteiligung (junger) Menschen, die ihre eigenen Erfahrungen zum Thema Migration in den virtuellen Raum www.365-Tage-in-Deutschland.de einfließen lassen wollen.
Das Projekt wurde vom Fonds Soziokultur e.V. gefördert. Mit freundlicher Unterstützung des Rumänischen Vereins zur Förderung der Darstellenden Künste Bukarest durch Mittel der Verwaltung des Nationalen Kulturfonds / Administrația Fondului Cultural Național (AFCN) Rumänien und des Goethe-Instituts Bukarest. In Zusammenarbeit mit der Hector-Peterson-Schule und dem Rumänischen Kulturinstitut Berlin. Das Projekt gibt nicht unbedingt den Standpunkt der Verwaltung des Nationalen Kulturfonds AFCN wieder. AFCN ist nicht verantwortlich für den Inhalt des Projekts oder die Verwendung der Ergebnisse des Projekts. Dies liegt ausschließlich in der Verantwortung der Begünstigten der Finanzierung.
Team
Theaterautorin, künstlerische Leitung: Mihaela Michailov
Regie, künstlerische Leitung: Radu Apostol
Produktionsdramaturgie, künstlerische Leitung: Ciprian Marinescu
Videogestalter, Editor: Andrei Bârză
Art director, Grafikdesign: Dan Lancea
Theaterpädagogik: Julia Schreiner
Kuratorin virtueller Raum: Silke Wittig
Musical coach: Monica Ciută
Übersetzung Theaterstück und Texte Website: Frank Weigand, Ciprian Marinescu
Projektleitung Hector-Peterson-Schule: Benita Bandow
Projektleitung Rumänisches Kulturinstitut Berlin: Alexandra Crăsnaru, Daniela Duca
Short bio
Radu Apostol
(geboren 1977 in Bukarest), Theaterregisseur, Doktorand, Dozent an der Nationalen Universität für Theaterkunst und Kinematographie “I.L. Caragiale”, Mitbegründer des REPLIKA – Center for Educational Theater, Gewinner des UNITER-Debüt-Preises und des Opera-Prima-Preises. Radu war 2005 ein CEC ArtsLink-Stipendiat mit einem Residenzaufenthalt bei der Cornerstone Theatre Company, Los Angeles, Doktorvater in der Direktion der UNATC Bukarest, Mitbegründer von Dramakum. Er inszenierte community theatre, pädagogische Theateraufführungen und zeitgenössische rumänische Stücke.
Mihaela Michailov
ist Autorin, Theaterkritikerin und Mitbegründerin des REPLIKA – Center for Educational Theater. Sie ist promovierte Dozentin an der Nationalen Universität für Theaterkunst und Kinematographie „I.L. Caragiale“. Sie entwickelte pädagogische Theaterprogramme und koordinierte Theaterworkshops für Jugendliche und ältere Menschen. Ihre Stücke konzentrieren sich auf relevante Themen für Jugendliche: Mobbing, Versagen des Bildungssystems, allein lebende Kinder, deren Eltern im Ausland arbeiten, Kinderrechte usw.
Julia Schreiner
studierte Theater- und Filmwissenschaften, Kulturwissenschaften und Kulturmanagement in Berlin und Strasbourg. Neben Aufenthalten in Istanbul, Peking, Abidjan (Goethe-Institut) und Zürich, ist sie seit 2005 freie Produktionsdramaturgin. Arbeiten u.a. an Deutsche Oper Berlin, Theaterhaus Gessnerallee, Theater Kiel, HAU, Ballhaus Naunynstraße, Sophiensaele. Sie initiiert eigene Projekte wie DIE BOHEME AM KOTTBUSSER TOR (mit Deutsche Oper Berlin)‚ DER SCHÖNE TOD (Konzept + Regie/ Artic Opera Norwegen), PHILOSOPHIE FÜR KINDER (Reihe), FILOU (Doku-Film, Regie & Idee). Sie kuratierte die WINTERAKADEMIE 3 und war Stipendiatin der DEFA-Stiftung sowie Jurorin verschiedener Festivals. Von 2011-2014 Dramaturgin/Theaterpädagogin am Theater an der Parkaue, von 2014-2016 Leiterin des Begleitprogramms am HAU. Seit 2016 u.a. Produktionsdramaturgin an der Jugendtheaterwerkstatt Spandau, hier verantwortlich für das jtw-ENSEMBLE, die internationalen Produktionen, Festivals, inklusive Formate. Zuletzt: DAS LEBEN IST TRAUM, DIE WAHRE GESCHICHTE, PLASTIK FANTASTIQUE und DER HERR DER KRÄHEN, DAS KROKODIL. Kooperationen mit Kolleg*innen aus Côte d’Ivoire, Angola, Brasilien, Dänemark, England.
Silke Wittig
(*1981 in Bremen, lebt in Berlin) ist freie Kuratorin, Kunstvermittlerin und Autorin für zeitgenössische Kunst. Sie studierte Fotografie und Digitale Medien bei Stan Douglas und Hito Steyerl an der Universität der Künste Berlin und der École des beaux-arts de Paris. Von 2008 bis 2010 war sie für die Videokunst-Sammlung Video-Forum des Neuen Berliner Kunstvereins (n.b.k.) tätig. Von 2010 bis 2012 leitete sie im Rahmen des Robert Bosch Kulturmanager Programms die Kulturabteilung der NGO LOJA in Tetovo / Nordmazedonien. Von 2012 bis 2016 leitete sie die Bereiche Kommunikation und Kunstvermittlung am Neuen Berliner Kunstverein (n.b.k.). Als Kunstvermittlerin war sie zuletzt in Athen für das Goethe-Institut, die Agentur Big Olive und die documenta 14 tätig. Sie hat zahlreiche Videokunst-Screenings und Ausstellungen kuratiert, u. a. für den Neuen Berliner Kunstverein und das Goethe-Institut Bukarest, und war vielfach als Autorin sowie Redakteurin von Kunst-Publikationen tätig. Seit 2015 lehrt sie im Rahmen des UdK Zertifikatskurs Kuratieren.
Andrei Bârză,
geb. 1987 in Galatz, Rumänien, ist Filmemacher und bildender Künstler. Er hat Fotografie und digitale Medien an der Kunsthochschule Klausenburg in Rumänien studiert und lebt seit 2014 in Berlin. Er war in verschiedenen soziokulturellen Projekten des südost Europa Kultur e.V. tätig, sowohl als Sozialberater als auch in Zusammenarbeit mit dem Theater an der Parkaue. 2016 bis 2018 beteiligte er sich an der Arbeit der Stiftung zur Förderung sozialer Dienste mit geflüchteten Minderjährigen und ist seit 2017 aktives Mitglied in der Lehre und Organisationsarbeit des Berliner Kollektivs filmArche e.V.
Frank Weigand
geboren 1973 in Stuttgart, Studium der Romanistik, Philosophie und Komparatistik in Mainz und Dijon, lebt als freiberuflicher Kulturjournalist und Übersetzer in Berlin. Er interessiert sich vor allem für kollaborative Übersetzungsprozesse und den machtpolitischen Aspekt sprachlicher und kultureller Übertragung. In diesem Zusammenhang leitet er regelmäßig Übersetzerworkshops in Deutschland, Frankreich und Kanada. Bislang hat er rund 130 Theaterstücke hauptsächlich französischer und frankophoner Dramatiker sowie Sachbücher aus den Bereichen Soziologie, Philosophie und Performancetheorie ins Deutsche übertragen. Seit 2011 gibt er gemeinsam mit der Regisseurin Leyla-Claire Rabih die Theateranthologie „SCÈNE – neue französische Theaterstücke“ im Verlag Theater der Zeit heraus. Als Journalist ist er für Medien wie Die Deutsche Bühne, Tanz, Theater der Zeit, taz, Die Welt, Berliner Morgenpost tätig.
Dan Lancea
ist Architekt und arbeitet seit 2010 in Berlin in den Bereichen Architektur, Innenarchitektur, Set Design und Grafik Design. Er ist Absolvent der Universität für Architektur und Städtebau Ion Mincu, Bukarest. 2007-2008 war er Stipendiat des Programms “Intercâmbio” an der Universidade de São Paulo in Brasilien. Nach zwei Praktika in Berlin im Jahr 2009 (im Theater und in einem Architekturbüro), machte er die Stadt zu seiner neuen Heimat.
Sowohl als Künstler als auch als Architekt arbeitet er gerne in verschiedenen Kontexten und Umgebungen, von Baustellen zu Unterrichtsräumen, von Theater- und Tanzstudios bis zu Filmsets oder Designstudios.
In den letzten Jahren entwickelte er das Bühnebild für das Theaterstück ‘Reboot’ in der Regie von Bogdan Georgescu und zusammen mit Jugendlichen der Hector-Peterson-Schule im Rahmen des “Houseclubs” am HAU Hebbel am Ufer. Im Rahmen des Festivals „Păcală nu-i – Neue theatralische Realitäten für Kinder und Jugendliche“ gestalte er das Set für das Theaterstück ‘Anti heroe/s’ von Bogdan Georgescu in Zusammenarbeit mit der Theatergruppe Playhood und für die Tanzperformance “Vampire Stories” in der Choreographie von Kareth Schaffer zusammen mit Jugendlichen der Nikolau Lenau Schule in Temeswar. Als Bühnenbildner arbeitete er auch mit dem Choreographen Sergiu Matis’ für die Tanzperformances „neverendings“ und „Hopeless“ zusammen. Unter der Leitung von Production Designer Sebastian Soukup war er auch als Graphic Artist für unterschiedliche Filmproduktionen tätig, wie „Bibi und Tina 3&4“(Regie Detlev Buck), „Return To Montauk“ (Regie Volker Schlöndorff) oder „Wuff“ (Regie Detlev Buck). 2013 zeigte er am Staatstheater Karlsruhe die Kunstinstallation „Take a Peak“ im Rahmen des Festivals „Rumänien Wochenende“. Als planender Architekt arbeitet er freiberuflich für verschiedene Büros in den Bereichen Büro- und Wohnungsbau, Hotel, Spa- oder Freizeitarchitektur in Berlin, Bayern und Österreich
Ciprian Marinescu
ist Journalist, Kulturmanager und Übersetzer von Theaterstücken aus dem Deutschen ins Rumänische und umgekehrt. In den letzten 15 Jahren initiierte und koordinierte er eine Reihe von Kollaborationen und Festivals auf dem Gebiet des zeitgenössischen Theaters und Tanzes in und zwischen Rumänien und Deutschland. Er arbeitete am Nationaltheater in Timisoara, bei der Tanzkompanie fabrik in Potsdam, am Rumänischen Kulturinstitut in Berlin und am HAU Hebbel am Ufer in Berlin. Am HAU koordinierte er das Residenzprogramm Houseclub – für Künstler*innen, die in verschiedenen Projekten mit Schüler*innen zusammenarbeiten – sowie drei Jugendfestivals, We like China and China likes uns (2014) ), ArbeitLiebeGeld (2016) und Houseclub & Friends (2018) mit Schulen aus vier Berliner Bezirken. Ciprian Marinescu ist Kurator des Timișoara Performing Arts Festival.